November Inspiration
Wenn wir unser Jahr aus Sicht der Natur betrachten, so gibt es vor allem zwei vorherrschende Energien. Eine Energie, die nach aussen gerichtet ist - der Frühling sowie der Sommer. Und eine Energie, die nach innen gerichtet ist - der Herbst sowie der Winter. Diese beiden Energien finden wir als Dualität schlussendlich überall wieder: Ein- & Ausatmen, Ebbe & Flut, Tag & Nacht, Licht & Dunkelheit, Sonne & Mond, Leben &Tod.
Seit der Herbst-Tag-& Nacht-Gleiche werden wir von der Natur begleitet und auf diesen Übergang der Energien vorbereitet. Wir haben unsere Ernte eingefahren (September). Haben losgelassen, was es loszulassen galt (Oktober) und sind nun bereit für den Abgang in die Tiefe. Unserer eigenen, inneren Tiefe.
Dieses Abtauchen empfinden nicht alle von uns als angenehm. Die Dunkelheit hat oft auch ihre Tücken. Angst kommt auf, Unbehagen und vielleicht auch eine innere Unruhe. Es hilft zu erkennen, dass die Dunkelheit symbolisch zu uns gehört. Wir wurden aus der Dunkelheit geboren. Je nach dem welche Perspektive wir ihr geben, kann sie deshalb auch für Schutz, Ruhe & Erholung stehen.
Genauso, wie wir alle einmal als ungeborene Kinder beschützt und wohlgenährt im Schosse unserer Mütter waren. Genauso können wir uns nun auch symbolisch in die Tiefe der Natur begeben und zur Ruhe kommen. In unserer Welt ist dieser Rückzug praktisch fast schon unmöglich geworden, denn ein rhythmisches leben ist schwer zu führen. Zu stark steht das lineare Denken im Vordergrund. Und vielleicht ist gerade deshalb der November so unbeliebt, denn seine Tage sind dunkel, garstig und trüb. Doch genau das ist ja sein Auftrag, seine Botschaft an uns. Er lädt uns wohlwollend dazu ein Rückzug zu halten. Zur Ruhe zu kommen. In die eigene Stille zu gehen. Kein andere Monat macht das besser als der November.
Unsere Vorfahren achteten ihn mit wertvollen Ritualen & Bräuchen. Für sie war das Jahr zu diesem Zeitpunkt beendet. Die grosse Arbeit des Jahres war getan. Nun galt es sich zurückzuziehen und in den Winter abzutauchen. Geschichten wurden erzählt. Alte Sagen und Märchen wieder belebt. Für sie war der vermeintliche Tod der Natur gleichbedeutend mit der Wiedergeburt. Der Jahreskreislauf der Natur ging weiter. Statt aktiv im aussen tätig zu sein, besannen sie sich nun einfach auf ihr Innenleben. Auf ihre Wurzeln. Es war deshalb auch das Fest der Toten, der Ahnen und Verstorbenen. Sie huldigten durch Geschichten und Erzählungen ihren verstorbenen Freunden & Familienmitglieder. Die katholische Kirche hat diese Symbolik übernommen und Allerheilligen daraus entstehen lassen.
Auch wir dürfen uns auf unsere Wurzeln besinnen. Wir können mit der Unterstützung des Novembers ganz tief in uns hinein gehen. Sehen, wo unsere Fundament ist. Unsere eigenen Wurzeln stärken, in dem wir mehr als sonst zur Ruhe kommen. Jedes Mal, wenn Nebelschwaden aufziehen, wenn das Wetter trüb & nass ist, dürfen wir das als wohlwollende Erinnerung des Novembers erkennen, alles langsamer angehen zu lassen. Einen Gang tiefer zu schalten. Uns hinzugeben dieser Stille. Und Kontakt aufnehmen mit unserer eigenen weisen, tiefen Stille. Denn vor allem in der Stille, wird die Seele sichtbar.