Über die Stille
Ich war gestern ganz spontan alleine wandern. Es zog mich aufs Buochserhorn und wurde reichlich belohnt. Ich hatte es vermisst einen ganzen Tag alleine in der Natur zu sein und meinen Körper auch wieder richtig zu spüren.
Ich hatte diese Tour vor mehreren Jahren schon einmal gemacht und hatte ganz vergessen, wie schön die Bergwiesen um diese Jahreszeit sind und der Rundumblick um den Vierwaldstättersee war einfach nur phantastisch. Doch am meisten habe ich ehrlich gesagt die Stille genossen.
Mittlerweile ist es fast schon ein Akt der Rebellion still zu sein. Dem Strudel des Alltags, der Lautstärke unserer Gesellschaft, der permanenten Verfügbarkeit, den Rücken zu kehren und einfach zu sein. Vielleicht ist sie gerade deshalb ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens geworden. Denn ohne die Stille, kann ich meiner inneren Stimme nicht immer gleich gut lauschen.
Ich brauche diese Momente der puren Stille, wo ich einfach nur mit mir sein kann. Ich erkenne in ihr das Wesentliche, die Wahrhaftigkeit und bin danach klar. Für mein Wirken als Schamanin ist dies unabdingbar.
Mein Vater hat mich letztens gefragt, wieso ich so oft alleine in der Natur bin. Ob ich mich nicht einsam fühlen würde. Da antwortete ich ihm, dass meine Wanderungen nichts anderes seien, als seine Stunden im Garten. Wo er ganz verbunden mit den Pflanzen und der Erde sein kann und in der Stille verweilt. Da verstand er mich.
Ein jeder hat seine eigene Art der Stille. Für die einen ist es die Meditation, für die anderen das Handwerken. Es kommt nicht darauf an, wie du zu deiner Stille gelangst, wichtig ist nur, dass du dich immer wieder mit ihr verbindest und sie pflegst. Denn sie ermöglicht dir anzukommen. Und aus diesem inneren Ort der Wahrhaftigkeit nach aussen hin zu wirken.