August Inspiration

August _kleine Ernte_Susana.jpg

“Beurteile einen Tag nicht nach den Früchten, die du geerntet hast, sondern an den Samen, die du gesät hast.” Robert Louis Stevenson

Im Verlaufe des Augusts wird uns bewusst, dass der Sommer endlich ist. Die Tage werden langsam wieder kürzer. Das Licht wechselt zu einem goldenen Leuchten. Felder, Wiesen und Wälder verändern ihre Farben. Leise erscheinen die ersten Herbsttöne. Auch die heissen Sommertage lassen uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass schon bald eine andere Zeit eingeläutet wird. Der August steht symbolisch für den Beginn der Erntezeit. Für unsere Vorfahren war deshalb der August ein Wendepunkt im Jahresverlauf. Im Mittelpunkt stand die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt der Ernte. War es klüger zu warten? Das Erntegut noch weiter reifen zu lassen? Oder ging man die Gefahr ein, dass Früchte und Korn faul wurden? Wie lange sollte man warten? Was, wenn ein Sommergewitter alles zerstören würde?

Es waren schwierige Fragen und die Konsequenzen daraus oft lebensbedrohlich. Die meisten von uns sind nicht mehr den Launen der Natur ausgeliefert. Doch auch heute werden wir immer wieder mit solchen Fragen konfrontiert. Dabei fällt mir auf, dass Ungeduld ein stetiger Begleiter ist. In unserer schnelllebigen Welt haben wir die Bedeutung der Reifung praktisch vergessen. Es ist toll, haben wir so viele Hilfsmittel und Apps, die unseren Alltag effizienter und einfacher gestalten lassen. Ich schätze das sehr. Doch nicht alles lässt sich mit technischen Hilfsmitteln beschleunigen. Wir sind Teil der Natur. Der ewige Kreislauf des Werden und Vergehens ist in uns drin. Und da wir mit diesem Kreislauf jedes Jahr wachsen, dazu lernen und gedeihen, wissen wir eigentlich, dass die Reifung ein Prozess ist. Ein Prozess der aus Zeit besteht. Zeit und Geduld. Wir benötigen jeden Schritt des Kreislaufes, denn sonst gehen wir die Gefahr ein, schlussendlich gar nichts zu ernten.

Der August lädt uns deshalb dazu ein zu überlegen, was wir im Winter über in uns entfacht haben. Welchen Keim haben wir innerlich gesetzt? Was kam im Verlaufe des Frühlings hervor? Welche Intentionen und Absichten haben wir für uns definiert? Was gewann den Sommer über an Kraft und kann nun geerntet werden? Wo dürfen wir einen ersten Schnitt tätigen? Und was brauch noch Zeit um zu reifen? Wo lassen wir uns zu schnell verführen? Möchten voller Stolz Resultate vorzeigen und erzwingen dadurch vielleicht einen Abbruch der Reifung? Es sind wichtige Fragen. Fragen, die auch mich immer wieder beschäftigen. Die mir bewusst werden lassen, dass der August schlussendlich für zwei Eigenschaften steht.

Der August steht für den Mut, den es braucht, eine Entscheidung zu fällen. Den Schnitt zu tätigen und die Früchte zu ernten. Und dann steht er auch für die weise Einsicht, das nicht immer alles zu dem Zeitpunkt geerntet werden kann, den wir uns insgeheim wünschen. Doch meine Erfahrung hat gezeigt, das Zeit noch nie geschadet hat. Im Gegenteil.

Ich wünsche euch von Herzen einen August voller mutiger Entscheide und wohlwollender Einsichten.

Herzlichst, Susana