Wir alle sind genug
Vor ein paar Wochen war ich im Wald spazieren. Der Himmel war grau und doch leuchtete der Wald in seinem schönsten Farben. Tief sog ich seinen erdigen Duft ein und fühlte mich getragen.
Ich glaube, dass ich noch nie einen Herbst, allem voran den November, mit so offenen Armen empfangen habe, wie diesen. Und mir wurde auch bewusst weshalb.
Noch immer bin ich auf dem Weg der Genesung. Und auch wenn ich mir von Anfang an gesagt habe, dass ich mir Zeit schenke, mich dem Heilungsprozess meines Körpers voll und ganz hingebe, so gibt es doch auch Tage, wo ich Mühe damit habe. Wo ich gerne wieder voll in meiner Kraft wäre. Wo ich für meine Arbeit und mein Wirken wieder ganz da sein will.
Und erst jetzt, mit den wohltuenden Herbststimmungen und dem Rückzug der Natur, erkenne ich, wie einfacher es mir nun fällt, auch mir Raum zu geben.
Es tut mir so unbeschreiblich gut in der Stille des Waldes abzutauchen und einfach nur zu sein. Wie heilsam es ist nichts zu tun. Anzukommen. Immer und immer wieder. Bei mir selbst. Und somit diesen inneren Druck loszulassen, wieder „fit“ sein zu müssen.
Der Druck ist nicht laut. Und doch ist er da. Weil wir so darauf ausgerichtet sind zu leisten. Und weil viele von uns verlernt haben zu wissen, wer wir ohne diese Leistung sind.
Ich liebe den Herbst. Er schenkt mir soviel Nachsicht. Lehrt mich, mich voll und ganz hinzugeben. Dem, was ist. Lässt mich tief ausatmen. Und ermöglicht mir im Vertrauen zu bleiben, dass alles seine Zeit hat und braucht. Und dass immer, wirklich immer auch wieder die Zeit des Aufbruchs kommt. Doch für jetzt lasse ich alle Erwartungen fallen und tauche ein. In seine heilsame Kraft und bin ihm unendlich dafür dankbar, zeigt er mir, wie loslassen geht.
Wir alle sind genug. So, wie wir sind. Wunderbare Geschöpfe der Natur. Die so viel mehr sind, als das, was wir leisten.
Vergiss das nicht.